Lohnen sich individuelle Softwarelösungen?

Standard oder individuell? Eine Frage, die sich viele Unternehmen stellen, wenn es um ihre Softwarelösungen geht. Eine vorgefertigte Standardsoftware funktioniert besonders gut, wenn die Geschäftsprozesse klein sind oder nahezu perfekt laufen und nicht angepasst werden müssen. Sie werden oft mittels Schnittstellen an andere APIs angebunden, sofern diese vorhanden sind. In der Regel ist es allerdings so, dass in 80-90 % der Unternehmen komplexe Prozesse vorherrschen. In einem solchen Fall lohnen sich individuelle Lösungen.

Der Vorteil individueller Softwarelösungen liegt in erster Linie darin, dass diese perfekt auf einen über Jahre hinweg etablierten Prozess zugeschnitten werden können. Bei einer Standardsoftware ist es hingegen oft so, dass sich der Prozess bzw. das ganze Unternehmen dahingehend anpassen müssen. Eine weitere Herausforderung liegt darin, dass sich viele Unternehmen bei der Frage „make or buy“ für eine Standardlösung entscheiden und später zu dem Schluss kommen, dass sie die falsche Wahl getroffen haben. In der Folge bleiben die gewünschten Ergebnisse aus, interne Prozesse müssen auf die Software angepasst werden, alles gerät ins Stocken und die Umsetzung verzögert sich. Noch dazu werden viel Zeit, Ressourcen und Geld verbrannt, doch die Digitalisierungsschritte, die man sich von der Software erhofft hat, gehen nur sehr schleppend voran.

Unternehmenserfolg dank individueller Software

Standardsoftware hat meiner Meinung nach ihre Daseinsberechtigung, doch es gibt gute Gründe dafür, sich individuell eine Software entwickeln zu lassen. So zeigt eine Studie von Dr. Eckardt und Partner, dass 74 % der Unternehmen, die individuelle Software einsetzen, ihren Unternehmenserfolg genau darauf zurückführen. Zudem gaben fast 50 % der Unternehmen an, dass eine Standardsoftware nicht die Anforderungen abdeckt, die sie haben. Dementsprechend müssten interne Prozesse auf die Standardsoftware angepasst werden. Dies ist insbesondere dann schwierig, wenn das Unternehmen die Software wechseln will oder muss. Gleichzeitig haben 40 % der Studienteilnehmer ein Problem bezüglich der Qualität und Passgenauigkeit von Standardsoftware.

Worin liegen die Anforderungen?

Unternehmen sollten sich immer fragen, welche Anforderungen und Wünsche sie an eine Software stellen. Nehmen wir an, es wird ein vorgefertigtes Produkt eingesetzt, das alles Mögliche bietet, doch nur 20 % davon werden wirklich benötigt und 50 % decken die Anforderungen nicht ab. Dann muss zwar alles bezahlt werden, allerdings ist nur ein geringer Teil der Software effektiv genutzt. In einem solchen Fall ist es sinnvoll, auf individuelle Lösungen zurückzugreifen, die passgenau auf das Unternehmen und seine Anforderungen abgestimmt sind, sei es in den Punkten Verfügbarkeit, Schnelligkeit, Funktionalität, Erweiterung, Dokumentation usw. Durch die Entwicklung einer individuellen Software können auch die verschiedenen Systeme, die es bereits im Unternehmen gibt, berücksichtigt werden. Zudem lassen sich alle Datenströme und Datensilos leichter miteinander verbinden, wenn die Anwendung selbst entwickelt, gewartet und fortgeführt werden kann. Das sorgt für mehr Flexibilität, die in der heutigen Wirtschaftswelt unerlässlich ist.

Strategische Vorteile von individueller Software

In der oben genannten Studie wurde ebenfalls danach gefragt, welche strategischen Vorteile individuelle Softwarelösungen bieten. Hier antworteten 79 % der Unternehmen, dass die Anwenderwünsche besser berücksichtigt werden und nutzerzentriete Lösungen entstehen. Außerdem sind 77 % der Meinung, dass sie Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz haben. Auch gaben 73 % an, dass eine schnelle Umsetzung neuer Geschäftsmodelle und Services durch Individuallösungen möglich ist.

Autobahn oder Stadt?

Um zu verdeutlichen, worin sich individuelle und Standardlösungen unterscheiden, möchte ich abschließend noch ein Beispiel anführen. Nehmen wir einen klassischen VW Golf in der Standardausführung. Dort bekommt man vier Räder, einen Motor, ein Lenkrad, Airbags usw. Das Auto fährt von A nach B und erfüllt seinen Zweck – mehr allerdings auch nicht. Alle, die viel Zeit im Auto verbringen, es täglich nutzen und mehr oder weniger davon abhängig sind, werden mir zustimmen, dass die Standardlösung nicht immer die beste ist. Es gibt Funktionen, die nie genutzt werden, während es an anderen Stellen etwas bräuchte, das nicht vorhanden ist. Nun gibt es auch die Möglichkeit, den Golf selbst zu konfigurieren. Ein Mensch, der beispielsweise nur in der Stadt unterwegs ist, setzt eher auf ein E-Fahrzeug als einen Diesel. Außerdem möchte er, dass sein Auto im Notfall selbst abbremst, wenn ein Fußgänger plötzlich vors Auto läuft. Wer hingegen fast ausschließlich Autobahn fährt, möchte auf seinen Verbrauch achten und wird zum Benziner oder Diesel greifen. Darüber hinaus sollte das Auto über einen Spurhalteassistenten, Tempomat und ein automatisches Start-Stopp-System verfügen.

Am Ende bleibt also die Frage, was zu ihrem Unternehmen passt. Eine Standardsoftware, die noch ein bisschen justiert werden kann, bei der allerdings im Endeffekt die Prozesse angepasst werden müssen oder eine individuelle Softwarelösung, die genau für die Bedürfnisse und Anforderungen des Unternehmens entwickelt werden kann.

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FLorian Lenz

Entwickler und Lösungsarchitekt